Deutschlands Bilanz im Gewässerschutz ist ernüchternd

Proklamation der Flusslandschaft der Jahre 2024/25 am Weltwassertag

Anlässlich des morgigen Weltwassertages erinnern die NaturFreunde Deutschlands an die mangelnde Umsetzung des Gewässerschutzes in Deutschland und warnen zudem vor den Auswirkungen der zunehmenden Extremwetter auf die Gewässer sowie den Menschen. „Der Tag des Wassers ist ein guter Tag, um endlich Konsequenzen aus dem vorhandenen Wissen zu ziehen”, empfiehlt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands.

Die EU verpflichtet ihre Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2000 über die „Wasserrahmenrichtlinie“, Oberflächengewässer und Grundwasserkörper in einen „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen. Deutschlands Bilanz sei dabei allerdings ernüchternd, kritisiert NaturFreunde-Bundesvorstandsmitglied Joachim Nibbe: „Die Bundesrepublik ist dem Ziel eines ökologisch guten Zustands ihrer Oberflächengewässer in den vergangenen 15 Jahren nicht nähergekommen. Im Gegenteil: Wurden 2009 zehn Prozent der Oberflächengewässer als ökologisch gut eingestuft, waren es bei der letzten Bilanz im Jahr 2021 nur noch neun Prozent”, so Nibbe.

Dabei ist ein guter ökologischer Gewässerzustand ein zentraler Baustein zur Sicherung der Lebensgrundlagen. Intakte Wassereinzugsgebiete wie naturnahe Flusslandschaften haben auch einen hohen Erholungswert sowie eine gesundheitsfördernde Wirkung. Um die Bevölkerung für die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse zu sensibilisieren, zeichnen die NaturFreunde Deutschlands gemeinsam mit dem Deutschen Angelfischerverband alle zwei Jahre am Weltwassertag eine neue Flusslandschaft des Jahres aus.

Terminhinweis: 22.3.24, 11:00 Uhr
Proklamation der Stepenitz zur „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“
Mehr Informationen: www.flusslandschaft.naturfreunde.de

Doch nicht nur die Gewässer müssen vor anthropogenen Verschmutzungen geschützt werden. Künftig werde sich der Mensch auch immer stärker vor den Auswirkungen der Erderhitzung auf Wasserläufe schützen müssen, warnt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands.

Eine zentrale Herausforderung sind dabei die immer häufiger auftretenden Starkregen, die insbesondere in Mittelgebirgen Bäche und Flüsse plötzlich stark ansteigen lassen können. „Katastrophale Überflutungen wie 2021 im Ahrtal können in Zukunft häufiger auftreten, wenn wir erstens die Klimakrise nicht entschärfen und zweiten den Flüssen nicht ihren natürlichen Lauf lassen“, prognostiziert Michael Müller.

Joachim Nibbe: „Wir müssen in Deutschland dringend unsere Hausaufgaben machen und stärker die Risiken durch zunehmende Starkregenereignisse beachten, mehr vorsorgendes Wassermanagement betreiben und die überfälligen Maßnahmen zur Renaturierung der Flusssysteme umsetzen.“ Die Bebauung von Fluss- und Bachufern müsse endlich gestoppt werden, fordert auch Müller.

Untersuchungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde zufolge kann eine Vielzahl von Regionen durch Starkregen überflutet werden. Trotzdem würden nur unzureichende Schlussfolgerungen daraus gezogen, warnt Michael Müller und empfiehlt:

„Der Tag des Wassers ist ein guter Tag, um endlich Konsequenzen aus dem vorhandenen Wissen zu ziehen. Denn wir wissen, dass bei der Nutzung von Wasser das Vertretbare bereits überschritten worden ist. Wasserknappheit ist in vielen Regionen der Erde eine alltägliche Gefahr. Sollte die Erderhitzung global auf zwei Grad ansteigen, was wahrscheinlich schon im nächsten Jahrzehnt geschehen wird, wird sich die Wasserknappheit weltweit dramatisch ausweiten.“